Predigt am 7 März 2021

Das Gleichnis vom Hausbau

„Wer diese meine Worte hört und sie befolgt, ist wie ein kluger Mann, als er sein Haus baute: Er errichtete es auf felsigem Boden. Dann kam ein Wolkenbruch. Die Flüsse traten über die Ufer, die Stürme tobten und rüttelten an dem Haus. Doch es stürzte nicht ein – denn es war auf Fels gebaut. Wer diese meine Worte hört und sie nicht befolgt, ist wie ein dummer Mann, der sein Haus baute: Er errichtete es auf sandigem Boden. Dann kam ein Wolkenbruch. Die Flüsse traten über die Ufer, die Stürme tobten und prallten gegen das Haus. Da stürzte es ein – es fiel völlig in sich zusammen.“   

 So beendete Jesus seine Verkündigung. Die Volksmenge war entsetzt über seine Lehre. Denn an seiner Lehre erkannten sie, dass Gott ihm Vollmacht dazu gegeben hatte – ganz anders als bei den Schriftgelehrten.

Liebe Gemeinde,

diesen Predigttext haben Frauen aus Vanuatu für den diesjährigen Weltgebetstag ausgewählt. Von Vanuatu hatte ich bisher noch nichts gehört. Es ist eine Inselgruppe im Pazifik, östlich von Australien. In der Nähe liegen Neuseeland, die Fidschi- Inseln und Papua Neuguinea. Es liegt also für uns genau am anderen Ende der Welt. Die Hauptstadt heißt Port Vila und auf der Nationalflagge steht geschrieben: „In God we stand“ – Mit Gott bestehen wir. Bis 1980 stand es unter britisch-französischer Nationalherrschaft. Dann erlangte es seine Selbständigkeit. Vanuatu ist ein Südseeparadies: Blaues Meer mit exotischen Fischen und Korallen, Traumstrände und dahinter ein tropischer Regenwald mit einem Überfluss an Früchten.

Doch es gibt auch die Kehrseite: Vanuatu ist weltweit das Land, das am stärksten Gefährdungen durch Naturgewalten und den Folgen des Klimawandels ausgesetzt ist. Starkregen und verheerende Zyklone schlagen dort immer häufiger auf. Der Meeresspiegel steigt und steigt. Die Inselgruppe liegt zudem im pazifischen Feuer- ring mit mindestens sieben aktiven Vulkanen und regelmäßigen Erdbeben.

Von daher kann man verstehen, warum sich die Frauen aus Vanuatu gerade diesen Bibeltext ausgewählt haben, in dem von dem klugen Mann die Rede ist, der sein Haus auf Fels baute, das selbst dann nicht einstürzte, als ein Wolkenbruch kam, die Flüsse über die Ufer traten, Stürme tobten und an dem Haus rüttelten. Solche bedrohlichen Erfahrungen machen sie im eigenen Land. Ihnen ist völlig klar, dass sie ihr Haus auf festen Grund, an einem geschützten, sicheren Ort bauen müssen, damit es Regen und Sturm, Erdbeben und Flut standhält. Und ihnen ist klar, dass sie noch viel mehr tun müssen, um den Klimawandel aufzuhalten, und nicht nur sie, sondern wir alle – weltweit.

Die Worte des Predigttextes rütteln uns alle auf, etwas zu tun. Es sind Worte Jesu, die er am Ende seiner Bergpredigt spricht. In dieser Predigt fielen solche Sätze wie: „Selig sind, die Frieden stiften“, „Ihr seid das Salz der Erde“, „Liebt eure Feinde! Betet für die, die euch verfolgen.“, „Betet: Unser Vater im Himmel …“, „Ihr sollt andere nicht verurteilen …“ Wenn wir die Bergpredigt noch einmal im ganzen gelesen und gehört haben – und das sollten wir tun -, dann haben wir vielleicht verstanden, was Gott von uns verlangt. Aber am Ende zeigt Jesus, wer diese Worte auch recht gehört hat. Jesus lässt seine Zuhörer nicht einfach weggehen, damit sie aus seiner Rede machen, was ihnen gefällt, damit sie heraussuchen, was ihnen für ihr Leben wertvoll erscheint, damit sie prüfen, was realisierbar ist und was nicht. Jesus gibt seinen Zuhörern sein Wort nicht frei, damit sie damit machen, was sie wollen, sondern er gibt es ihnen so, dass es allein die Macht und den Anspruch über sie behält. Von uns Menschen aus gesehen gibt es viele Möglichkeiten, die Bergpredigt zu verstehen und zu deuten, aber Jesus lässt nur eine einzige Möglich-keit zu: einfach hingehen und es tun, einfach gehorchen. Nicht deuten, verhandeln, problematisieren, relativieren – das alles ist Nichttun- , sondern tun, wirklich mit dem Tun anfangen. So allein ist Jesu Wort gehört.

Nur so bauen wir unser Haus auf festen Grund, dass es standhält. Nur so ist Gott selbst das Fundament unseres Lebens. Nur so sind wir wirklich mit Jesus verbunden, sodass kein Sturm des Lebens uns aus seiner Hand reißen kann.

Jesus selbst gibt uns ein Beispiel: Er hört genau auf die Menschen, die ihn umgeben. Er sieht, ob sie hungrig, durstig, krank oder leidend sind. Oft fragt er: „Was willst du, dass ich für dich tun soll?“ Und er tut es!

Wenn wir heute auf die Frauen aus Vanuatu hören, dann hören wir ihre Bitte, ihren Appell: „Tut als ein reiches Land alles dafür, um den Klimawandel zu stoppen. Achtet darauf, wie ihr einkauft, esst und reist.“

Und die Frauen benennen noch ein weiteres Problem. In Vanuatu werden Frauen oft benachteiligt, unterdrückt und Opfer von Gewalt. Es gibt in diesem Land noch keine allgemeine Schulpflicht. Für einige von euch Konfirmanden wäre das vielleicht eine Traumvorstellung, aber gerade die Mädchen müssen in Vanuatu oft zurückstecken, was ihre Schul- und Ausbildung angeht. Damit verlieren sie Chancen auf Selbständigkeit und eine gute Zukunft. Abhängigkeit von Familie oder Ehemännern ist für viele vorprogrammiert. Vielleicht sind es auch hier wieder die Worte Jesu aus der Bergpredigt – die Seligpreisungen oder Worte, die Gerechtigkeit fordern – die ihnen Mut machen und ihr Selbstwertgefühl stärken, so dass sie innerlich so stark werden, dass sie nicht so schnell aufgeben. Dass sie für ihre Rechte kämpfen können und standhalten wie ein Haus, das auf Fels gebaut ist.

Am Ende heißt es im Predigttext: „Und die Volksmenge war entsetzt.“ Was war geschehen? Der Sohn Gottes hatte geredet. Er hatte das Weltgericht in seine Hand genommen. Und seine Jünger standen an seiner Seite. Menschen, die seine Worte hören und tun – zum Schrecken derer, die Gewalt üben und rücksichtslos zerstören.

Amen.


Wenn Sie möchten, stimmen Sie mit ein in das Lied ( EG 369, 1)

  1. Wer nur den lieben Gott lässt walten und hoffet auf ihn allezeit,

den wird er wunderbar erhalten in aller Not und Traurigkeit.

Wer Gott, dem Allerhöchsten traut, der hat auf keinen Sand gebaut.


Wer die Predigt auch gesprochen hören möchte, kann die Tel.nr. 06441/445715 anrufen. Probieren Sie es einfach mal aus!

Katechumenenunterricht findet erst am Do., den 18. März um 17:15 Uhr auf Skype statt, am 11. März fällt der Unterricht aus.

Urlaub: Vom 8. – 14. März habe ich Urlaub und es wird kein Predigtblättchen und keine neue Predigt auf der Homepage und am Telefon geben. Meine Vertretung hat Pfarrer Engelschalk aus Naunheim ( Tel.: 0151-46449682).

Kollekte: Wer eine Kollekte geben möchte, kann sie in einen Umschlag legen und in den Briefkasten am Gemeindebüro werfen. Die Kollekte ist bestimmt für die Jugendarbeit unserer Gemeinde


Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag,                                                                                

Ihre Pfarrerin Ellen Wehrenbrecht