Predigt am 31. Januar 2021

Wir haben euch ja angekündigt, dass unser Herr Jesus Christus machtvoll wiederkommen wird. Und dabei haben wir uns nicht auf ausgeklügelte, erfundene Geschichten gestützt. Sondern wir haben mit eigenen Augen seine wahre Macht und Größe gesehen. Gott, der Vater, ließ seine Ehre und Herrlichkeit sichtbar werden – damals als von der Ehrfurcht gebietenden Herrlichkeit Gottes her eine Stimme erklang, die zu ihm sprach: „Das ist mein lieber Sohn, ihn habe ich lieb. An ihm habe ich Freude.“ Diese Stimme haben wir selbst gehört. Sie kam vom Himmel her, als wir mit Jesus auf dem heiligen Berg waren.   So gewinnt das prophetische Wort für uns noch an Zuverlässigkeit. Und ihr seid gut beraten, wenn ihr euch daran haltet. Denn dieses Wort ist wie ein Licht, das an einem dunklen Ort brennt – so lange, bis der Tag anbricht und der Morgenstern in euren Herzen aufgeht. Denn vor allem anderen sollt ihr wissen: Kein Prophetenwort aus der Heiligen Schrift lässt eine eigenmächtige Auslegung zu. Denn kein Prophetenwort wurde jemals verkündet, weil ein Mensch es so gewollt hätte. Sondern es erging durch Menschen, die von Gottes Geist ergriffen waren und in seinem Auftrag redeten. 

2. Petrus 1, 16-21

Liebe Gemeinde, liebe Katechumenen und Konfirmanden,

um Zweifel geht es in unserem Predigttext. Zweifel kennt jeder. Vor kurzem wollte ich unser Auto ummelden. Ich nahm telefonisch Kontakt zu einer Versicherung auf, aber erhielt die versprochene Email nicht. Sofort zweifelte ich, ob es sich wohl um ein seriöses Unternehmen handelt. Dann stellte sich zum Glück heraus, dass die Dame am Telefon nur einen kleinen Fehler in meiner Email- Adresse gemacht hatte, wobei sich ein Buchstabe zu viel eingeschlichen hatte.

Zweifeln werden viele von den Menschen, denen unsere Regierung eine baldige Impfung in Aussicht gestellt hat. Wenn man tagelang vergeblich versucht, einen Termin zu bekommen, dann gesellt sich zu dem Zweifel auch Ärger hinzu, dass man dieses Verfahren der Anmeldung im Internet alten Menschen und ihren Angehörigen zumutet. Und dabei geht es nicht gerade um eine Kleinigkeit. Manchmal geht es um Leben und Tod. Es geht darum, dass diese Menschen wieder die Möglichkeit haben, am familiären und gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

Zweifel habt ihr Jugendlichen manchmal an den Wundergeschichten der Bibel, am Glauben überhaupt, ob Gott wirklich in dieser Welt und in eurem Leben handelt. Wenn Eltern oder Großeltern im Glauben verwurzelt sind, fällt es euch leichter zu prüfen und zu sehen, ob das echt ist, was der Glaube bedeutet und ob er etwas nützt.

Im Predigttext aus dem Petrusbrief geht es um Dreierlei:                                        

Um den Zweifel an der Person Jesu                                                                                                

Um den Zweifel angesichts des Leides und des Unrechts – Was tut Gott eigentlich in dieser Welt?

Und um den Zweifel am Wort Gottes

Zum Ersten: Petrus bezeugt uns, dass Jesus nicht nur ein Mensch war, sondern Gottes Sohn. Er und die anderen Jünger haben seine Herrlichkeit mit eigenen Augen gesehen. Sie haben nicht erfundenen Geschichten vertraut, sondern sie haben Gottes Stimme vom Himmel gehört: „Das ist mein Sohn, ihn habe ich lieb. An ihm habe ich Freude.“  Nun sind wir keine Augenzeugen mehr von dem, was vor 2000 Jahren geschah. Wir müssen uns auf das Zeugnis der Evangelien und Briefe des Neuen Testaments verlassen, die von Aposteln oder Apostelschülern, von Menschen, die nahe am Geschehen dran waren, geschrieben wurden. Es waren Menschen, die von dem ergriffen waren, was sie von Jesus gesehen und mit ihm erlebt hatten. Wir selbst können zwar keine Augen- und Ohrenzeugen mehr werden, aber „Herzenszeugen“ oder „Verstandeszeugen“. Unser Herz und Verstand können auch heute von dem ergriffen werden, was uns von Jesus erzählt wird und überliefert ist. Es kann geschehen, dass wir erkennen, in Jesus finde ich die Antworten auf meine Fragen. Er zeigt mir einen Weg, der gut für mein Leben ist, den ich (lange) gesucht habe. In seiner Liebe und Hingabe zu Gott und den Menschen finde ich das wahre Leben. Und in dieser persönlichen Glaubenserfahrung merke ich: „Jesus lebt“- er lebt in meinem Herzen. „…und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen.“, so schön drückt es der Petrusbrief aus.

Zum Zweiten: „Wir haben ja angekündigt“, schreibt Petrus, „dass unser Herr Jesus Christus machtvoll wiederkommen wird.“ Aber die Menschen warten schon so lange vergeblich darauf – bis heute. Und viele zweifeln angesichts des Leides und des Unrechts auf dieser Erde, ob es Gott überhaupt gibt, einen allmächtigen, gerechten und barmherzigen Gott. Es bleiben diese Fragen: Warum mutet Gott uns Leid und Unrecht zu? Warum greift er nicht ein? Warum kommt Jesus nicht sichtbar zurück auf die Erde und errichtet hier und jetzt Gottes Reich, in dem alles anders ist als in unserer unheilvollen Welt? Es sind berechtigte Zweifel und Fragen, auf die es keine Antworten gibt, die jedem einleuchten und genügen würden.

Aber im 2. Petrusbrief finden wir zwei Antworten. In 2. Petr. 3, 8+8 heißt es, dass der Herr wiederkommen wird. Er zögert dieses Versprechen nicht hinaus, sondern er hat Geduld mit uns Menschen. Er gibt uns Zeit zur Umkehr, um unser Leben zu ändern. Gott wartet auf uns Menschen. Und die zweite Antwort ist, dass Gottes Wort wie ein Licht ist, dass an einem dunklen Ort scheint. Gerade in Leid und Not erfahren wir Gottes Hilfe und Zuwendung. Er lässt uns nicht allein. Da erscheint uns seine Herrlichkeit in all den Menschen und Engeln, die er uns zur Seite stellt, in seinem Wort, das uns ermutigt und tröstet. Er – Jesus – ist ja da. Sein Reich ist mitten unter uns. Am hellsten scheint es da, wo Menschen diesen Morgenstern Jesus in ihrem Herzen aufnehmen und ihm vertrauen und nachfolgen.

Und das Dritte: Die Zweifel an den Worten der Bibel, ob es Gottes Wort oder nur menschliche Worte sind. Im Predigttext heißt es: „Kein Prophetenwort aus der Heiligen Schrift lässt eine eigenmächtige Auslegung zu.“ Darüber lohnt es sich nachzudenken und miteinander ins Gespräch zu kommen. Denn, so argumentiert Petrus, es erging zwar durch Menschen, aber diese Menschen waren von Gottes Geist ergriffen und redeten in seinem Auftrag. Das ist ein hoher Anspruch. Diese Worte, die Menschen gesprochen und aufgeschrieben haben, sind Gottes Worte. Durch diese Worte der Heiligen Schrift spricht Gott zu uns. Und Gottes Wort ist ein lebendiges Wort, das etwas bewirkt und verändert in dieser Welt. Es trifft mich in meinem Leben, in meiner Situation, in meinem Alltag, in der Gesellschaft, in der Zeit und an dem Ort, an dem ich lebe. Über dieses Wort sollten wir uns nicht erheben, sondern uns darunter stellen, er hören und achten. Ich glaube, wer dieses Wort Gottes, das uns in der Bibel anvertraut ist, ernst nimmt, es als Gottes Wort hört und liest, der wird seine Zweifel los werden und die Erfahrung machen: Es ist wahr. Ich kann mich darauf verlassen. Es ist wie ein Licht, das an einem dunklen Ort brennt.                                                  Amen


Katechumenenunterricht findet donnerstags um 17.15 Uhr auf Skype statt.          Kollekte: Wer eine Kollekte geben möchte, kann sie in einen Umschlag legen und in den Briefkasten am Gemeindebüro werfen. Die Kollekte ist bestimmt für den Kosovo, Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung.                                              


Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag,

Ihre Pfarrerin Ellen Wehrenbrecht