Predigt am 28. März 2021

Mahnung, den Glauben nicht aufzugeben

Wir sind also förmlich umgeben von einer riesigen Wolke von Zeugen. Darum lasst uns alle Last abwerfen, besonders die der Sünde, in die wir uns so leicht verstricken. Dann können wir mit Ausdauer in dem Wettkampf laufen, der vor uns liegt. Dabei wollen wir den Blick auf Jesus richten. Er hat uns zum Glauben geführt und wird ihn auch vollenden. Er hat das Kreuz ausgehalten und der Schande keine Beachtung geschenkt. Denn auf ihn wartete die große Freude, an der rechten Seite von Gottes Thron zu sitzen. Denkt doch nur daran, wie geduldig er die Anfeindungen von schuldbeladenen Menschen ertragen hat. Dann werdet ihr nicht müde werden und nicht den Mut verlieren.   ( Hebräer 12, 1-3)

Liebe Gemeinde,

der tschechische Olympiasieger im Langstreckenlauf, Emil Zátopek, brachte in einem kurzen Satz die Natürlichkeit seiner Laufleidenschaft auf den Punkt: „Vogel fliegt, Fisch schwimmt, Mensch läuft.“ Es ist die Bestimmung des Menschen zu laufen. „Dann können wir mit Ausdauer im dem Wettkampf laufen, der vor uns liegt.“, heißt es im Hebräerbrief. Unser Leben lässt sich vielleicht mit einem Lang-streckenlauf vergleichen. Und es ist gut, wenn wir uns dieser Herausforderung stellen: mit Freude und Leidenschaft, aber auch, wie es für einen Marathon notwendig ist, mit der Bereitschaft zu kämpfen und durchzuhalten. Ein solcher Lauf verlangt ein Gefühl für die eigenen Kräfte. Zátopek erkannte, dass man nicht immer unter voller Belastung und unter vollem Tempo laufen kann, sondern dass es bei einem langen Lauf ruhigere Intervalle geben muss. Und nicht zuletzt braucht der Läufer ein Ziel vor Augen, für das es sich lohnt, diese Anstrengungen aufzubringen. 1952 holte Zátopek dreimal Gold bei der Olympiade in Helsinki: Im 5000, im 10.000 Meter Lauf und beim Marathon. Für diese und andere Rekorde wurde er in der Tschechoslowakei als Nationalheld gefeiert. Als Athlet und Mitglied der Kommunistischen Partei genoss er auch im Ausland Rede- und Reisefreiheit. Das änderte sich 1968 während des Prager Frühlings.

„Dann können wir mit Ausdauer in dem Wettkampf laufen, der vor uns liegt. Dabei wollen wir den Blick auf Jesus richten. Er hat uns zum Glauben geführt und wird ihn auch vollenden.“  Hier kommt der „Lebenslauf“ eines gläubigen Menschen in den Blick. Und es wird geprüft, ob das Ziel ein lohnendes Ziel ist, für das man alle Kraft und Geduld aufbringen sollte, für das man auch Leid und Entbehrung aushalten

kann und für das es sich wirklich lohnt zu kämpfen.

Das Ziel: Das Bad in der Menge?

Einige Jahre schwamm Zátopek auf der Welle des Erfolges , aber das dies nicht das Ziel seiner Anstrengungen war, zeigte sich, als er bereit war, während des Prager Frühlings für mehr Demokratie und einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ einzutreten. Vor versammelter Menschenmenge erklomm er einen sowjetischen Panzer und sprach zu seinen Mitbürgern. Er wollte schlichten, wollte, dass die Panzer abrücken. Aber die Panzer rückten nicht ab. Der Aufstand in der Tschechos-lowakei wurde am 21. August 1968 gewaltsam niedergeschlagen. Emil Zátopek wurde daraufhin von allen Ämtern in der Partei entbunden. Er durfte nicht mehr reisen, auch nicht mehr als Sportlehrer arbeiten. Der mehrfache Olympiasieger und Weltstar der Athletik arbeitete in den folgenden Jahren als Müllmann und im Bergbau. Aber er blieb sich selbst treu, seinem Gewissen, dem, was er für richtig hielt.

Wenn wir auf Jesus blicken, dann sind Erfolg und Anerkennung auch nicht seine Ziele. Er hat dies wohl erlebt, dass die Volksmenge ihm nachlief, seine Worte hören wollte und an seinen Lippen hing. Man jubelte ihm zu, als er in Jerusalem einzog und streute Palmzweige vor ihm auf den Weg, um ihn wie einen König zu empfangen und zu ehren. Aber Jesus zeigte allein schon dadurch, dass er auf einem Esel ritt, dem Lasttier der kleinen Leute, auf wessen Seite er stand: auf der Seite der kleinen Leute, der Armen. Er wollte sich nicht dienen lassen, sondern dienen – Lasten anderer tragen. Schon wenige Tage nach einem Einzug in Jerusalem rief die aufgewiegelte Menge: „Kreuzige Ihn!“ „Er hat das Kreuz ausgehalten und der Schande keine Beachtung geschenkt.“ ( Hebr.12,2) Was war sein Ziel? Auf Gott zu hören, an Gottes Seite zu bleiben und zu erfüllen, wozu Gott ihn gesandt hatte: die verlorenen Menschen zu suchen und zu retten. Dieses Ziel hat Jesus erreicht. Und nun sitzt er zur Rechten des Thrones Gottes.

Die mentale Einstellung

Darauf kommt es bei einem Langstreckenlauf an, damit man durchhalten kann. Emil Zátopek wusste: Laufen ist meine Leidenschaft, das, was in mir steckt, was ich kann und will vor allem anderen. Das ist bei einem, der den Weg mit Christus im Glauben beginnt, ähnlich. Da wird ein Feuer, eine Leidenschaft in mein Herz gelegt, die mich nicht wieder loslässt, die mich laufen und Christus nachfolgen lässt, koste es, was es wolle. Christus ist es, der in mir steckt. An seiner Seite zu bleiben, ist das, was ich will, vor allem anderen. Der Hebräerbrief erwähnt, dass es viele Menschen gibt – er nennt sie eine Wolke von Zeugen – , die in ihrem Vertrauen zu Gott nicht enttäuscht wurden. Sicher, sie mussten Geduld aufbringen, ins Ungewisse aufbrechen wie Abraham. Es war ein langer, manchmal auch ein schwerer Lauf, aber das Vertrauen wurde nicht enttäuscht. Gott hat seine Verheißungen erfüllt. Und letztlich war Gottes Nähe ihr Lohn, für den sich alles gelohnt hat.

Intervalle

Es ist gut, das Tempo den eigenen Kräften anzupassen, dafür ein Gefühl zu entwickeln, wann ich schneller laufen kann, wann langsamer. Das brauchen wir auch im Lauf unseres Lebens: Pausen der Ruhe, wo Kräfte neu gesammelt werden können. Jede Woche lädt uns der Sonntag dazu ein, mal einen Gang zurück zu schalten, sich vielleicht mit einem Predigtblättchen zurückzuziehen und Gottes Wort zu hören, seine Nähe im Gebet zu suchen. Christen laufen und laufen, weil es in dieser Welt so viel zu tun gibt, weil sie die Not der Menschen sehen und kennen. Man könnte pausenlos für andere da sein. Manchmal ist es schon viel, nur für einen Menschen wirklich da zu sein. Ein Ruhetag ist auch dafür gemacht, alle Lasten abzulegen, die uns beschweren, vor allem die der Sünde, in die wir uns so leicht verstricken und frei davon, einen neuen Anfang zu machen. Dann können wir laufen mit neuer Kraft und Freude, mit Leidenschaft und Geduld und aufblicken auf Jesus, unseren Herrn.     

Amen

Die Predigt ist auch zu hören unter der Tel.nr.:  06441/445715.

Angesichts der aktuellen Coronalage finden leider weiterhin keine Gottesdienste in der Kirche statt, auch der Osterspaziergang zum Simberg fällt aus.

Katechumenenunterricht findet nach den Ferien wieder statt.

Kollekte: Wer eine Kollekte geben möchte, kann sie in einen Umschlag legen und in den Briefkasten am Gemeindebüro werfen. Sie ist bestimmt für unsere Orgel.

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag

Ihre Pfarrerin Ellen Wehrenbrecht