Auszeit-Andacht am 31. März 2021

Die große Freiheit

Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und ihn zu salben. Und sie kamen zum Grab am ersten Tag der Woche, sehr früh, als die Sonne aufging. Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür? Und sie sahen hin und wurden gewahr, dass der Stein weggewälzt war; denn er war sehr groß.      (Markus 16, 1-4)

Liebe Auszeit-Menschen!

Die Sehnsucht nach Befreiung ist groß in diesen Tagen. Denn so viele Begrenzungen, so viele Verneinungen prägen unser Leben: Keine Gottesdienste in den Kirchen. Kein Familienbesuch. Kein Osterausflug. Kein Wiedersehen bei der Auszeit-Andacht. Viele erzählen, wie sehr ihnen diese „Neins“ zu schaffen machen: Auf Kontakte und Nähe zu verzichten, geht an die Substanz. Die Angst, einen lieben Menschen zu verlieren, raubt den Schlaf. Die Angst vor Ansteckung lässt die eigene Ohnmacht spüren. Die Angst, dass die Kräfte nicht reichen, lässt verstummen.

Angst macht eng. Sie liegt wie ein großer schwerer Stein auf unserer Seele. Resignation und Wut kommen noch dazu. Alles wird mühsam.

Wann kommt sie, die befreiende Nachricht?

Wer nimmt die Last von unseren Herzen?

Wo finden wir Zukunft und Hoffnung?

Der weggerollte Stein wurde zum Symbol der Botschaft, dass Gott – dass die Liebe – stärker ist als der Tod. Das hat den Menschen Mut gemacht; auch in anderen schweren Zeiten. Das kann auch uns Hoffnung geben, wenn uns die Bilder und Erlebnisse dieser Tage erschrecken und uns die Zukunft ungewiss und dunkel erscheint.

Im letzten Jahr ist daraus in der Nordkirche für Kinder die Idee der Ostersteine entstanden: „Sucht euch beim Spazierengehen einen oder mehrere Steine, die man gut bemalen kann. Gestaltet auf der einen Seite des Steins eure Antwort auf die Frage, was euch Hoffnung gibt und Mut macht; Symbole, die ihr mit Ostern, mit dem Leben, mit der Hoffnung verbindet oder Worte, die euch Kraft geben. Geht spazieren und legt sie ab jetzt aus: an Bushaltestellen, Krankenhäusern, auf der Straße, bei Menschen vor die Haustür, die ein bisschen Hoffnung gerade so richtig nötig haben…“

Viele Steine wurden bemalt und auf Straßen, Plätze und Wiesen gelegt. Mit bunten Farben, Worten und Sätzen: „Danke für jeden neuen Tag.“ „Vertrauen“ „Sei ein Licht, das für alle scheint“ „Hoffnung“…

Steine werden zum Zeichen der Hoffnung. Denn die befreiende Nachricht ist schon da. Mitten unter uns bricht sie sich Bahn: Gottes Liebe ist größer als unsere Angst und stärker als unser Tod. Das ist die befreiende Nachricht von Ostern. Sie lässt uns hoffend leben. Jetzt schon. Ja, der Stein ist weggerollt. Das Grab ist leer. Die Last der Angst, der Resignation und der Wut wird von uns genommen. Das Leben kehrt wieder, das wir suchen.

Die Befreiung kommt von außen. Wie können sie nicht selbst machen. Doch wir können sie erwarten, erbitten, erflehen und erleben.

In diesem Sinn eine gesegnete Osterzeit!

Mit herzlichen Grüßen          

Inge Lehrbach-Bähr

Unbeirrt

Hier nicht, sagt der Tod,

dies ist mein Land,

hier herrscht Finsternis.

Er schließt seine Pforten

und wälzt noch einen Stein

vor die Tür.

Unbeirrt öffnet einer

am Morgen den Horizont,

Licht steigt herauf

und bringt neu

das Leben mit sich.

Das macht sich ans Werk,

wächst über Staub und Stein,

um es am Ende

zu überblühen.

Tina Willms