Auszeit-Andacht am 24. März 2021

Richtungswechsel

Da stand Bileam am Morgen auf und sattelte seine Eselin. Aber der Zorn Gottes entbrannte darüber, dass er hinzog. Und der Engel des Herrn trat in den Weg, um ihm zu widerstehen. Und die Eselin sah den Engel des Herrn auf dem Wege stehen mit einem bloßen Schwert in seiner Hand. Und die Eselin wich vom Weg ab und ging auf dem Felde; Bileam aber schlug sie, um sie wieder auf den Weg zu bringen. Da trat der Engel des Herrn auf den Pfad zwischen den Weinbergen, wo auf beiden Seiten Mauern waren. Und als die Eselin den Engel des Herrn sah, drängte sie sich an die Mauer und klemmte Bileam den Fuß ein an der Mauer, und er schlug sie noch mehr. Da ging der Engel des Herrn weiter und trat an eine enge Stelle, wo kein Platz mehr war auszuweichen, weder zur Rechten noch zur Linken. Und als die Eselin den Engel des Herrn sah, fiel sie auf die Knie unter Bileam. Da entbrannte der Zorn Bileams und er schlug die Eselin mit dem Stecken. Da tat der Herr der Eselin den Mund auf, und sie sprach zu Bileam: Was hab ich dir getan, dass du mich nun dreimal geschlagen hast? Bileam sprach zur Eselin: Weil du Mutwillen mit mir treibst! Ach dass ich jetzt ein Schwert in der Hand hätte, ich wollte dich töten! Die Eselin sprach zu Bileam: Bin ich nicht deine Eselin, auf der du geritten bist von jeher bis auf diesen Tag? War es je meine Art, es so mit dir zu treiben? Er sprach: Nein. Da öffnete der Herr dem Bileam die Augen, dass er den Engel des Herrn auf dem Wege stehen sah mit einem bloßen Schwert in seiner Hand, und er neigte sich und fiel nieder auf sein Angesicht. Und der Engel des Herrn sprach zu ihm: Warum hast du deine Eselin nun dreimal geschlagen? Siehe, ich habe mich aufgemacht, um dir zu widerstehen, denn der Weg vor mir führt ins Verderben.  ( 4. Mose 22, 21-32)

Liebe Auszeit – Menschen,

eine schöne Geschichte von Bileam und seiner Eselin. Es würde sich lohnen, die ganze Geschichte in der Bibel nachzulesen im 4. Buch Mose 22 – 24. Manchmal bräuchte jeder von uns solch eine Eselin, die mehr sieht als man selbst und einen warnen kann, wenn man im Begriff ist, eine große Dummheit zu begehen oder gar in sein eigenes Verderben zu rennen. Wenn ich überlege, dann war es in meinem Leben meistens meine Mutter, die mich vor Fehlern gewarnt hat, aber ich habe selten auf sie gehört, bin fast immer meine eigenen Wege gegangen und habe dann aus den Fehlern gelernt. Im Rückblick erkenne ich, dass sie meistens Recht hatte.

Wie wäre das? Wichtige Leute kommen auf mich zu, bieten mir einen sehr gut bezahlten Job an, tolle Zukunftsperspektiven … Wie lange würde ich überlegen. Ich kann zwar nicht alles mit meinem Gewissen vereinbaren, aber es muss ja auch nicht für immer sein.

Der Prophet Bileam ist nicht leicht verführbar. Als König Balak ihm das verlockende Angebot macht, sagt er erst einmal Nein. Der König will, dass er das Volk Israel verflucht, aber Gott will das nicht. Aber dann kommt ein noch besseres Angebot. Wieder versucht Bileam auf Gottes Stimme zu hören. Dieses Mal ist die Antwort positiv: „Zieh erst mal los, aber sprich nur, was ich dir sagen werde.“ Auf Gott hören, das wird er schon, er ist ja ein frommer Mann, auch wenn er in Balaks Diensten steht. Aber dann, was treibt seine Eselin da bloß, warum ist sie so störrisch? Natürlich zwingt er sie auf den Weg zurück.

Wer täte das nicht? Wenn ich einen wichtigen Auftrag erledigen muss und der Zug fällt aus, dann nehme ich ein Taxi. Oder wenn Mitarbeiter nicht mitmachen wollen, dann werde ich eben etwas energischer, übe Druck aus. Ich will und muss es schaffen und mein Ziel erreichen!

Aber Bileam schafft es nicht. Es wird ihm auch noch der Fuß eingeklemmt und schließlich bricht die Eselin unter seinen wütenden Stockschlägen ganz zusammen. Und auf einmal kann Bileam hören, was seine treue Eselin ihm zu sagen hat. Sie antwortet ihm nicht nur auf seine ungerechtfertigten Vorwürfe, sondern öffnet ihm die Augen für das drohende Verderben.

Manchmal muss ich auch lernen, dass ich nicht alles in der Hand habe, dass etwas schiefgehen kann, dass ich nicht alles erreichen kann. Mag sein, dass sich mein Blick dann öffnet für Menschen, die solche Erfahrungen kennen, dass nicht alles glatt läuft im Leben, oder dass ich bereit bin, auf kritische Stimmen zu hören.

Bileam muss diese Erfahrung machen, dass er so nicht weitergehen kann. Er muss lernen, auf Gott zu hören, ihn mehr zu fürchten als Menschen. Nun sind seine Ohren feiner für Gottes Wort. Er wird das Volk Israel, das eine neue Heimat sucht, nicht verfluchen, wie Balak es gern hätte, sondern segnen.

Mancher Spielraum tut sich wohl erst in der Krise auf. Erst wenn der eigene Wille – mag er noch so peitschen – nicht weiterkommt, kann sich der Horizont auftun für den ganz anderen Willen Gottes. Der Gott, von dem wir uns immer wünschen, er möge uns bewahren vor allem Übel, kann uns auch im Übel begegnen, um uns die Augen zu öffnen.

Es gibt ein schönes Lied, das zu dieser Geschichte passt.

Vielleicht mögen Sie mit einstimmen:

EG 600

  1. Meine engen Grenzen, meine kurze Sicht

bringe ich vor dich.

Wandle sie in Weite: Herr, erbarme dich.

2. Meine ganze Ohnmacht, was mich beugt und lähmt,

bringe ich vor dich.

Wandle sie in Stärke: Herr, erbarme dich.

3. Mein verlornes Zutraun, meine Ängstlichkeit

bringe ich vor dich.

Wandle sie in Wärme: Herr erbarme dich.

4. Meine tiefe Sehnsucht nach Geborgenheit

bringe ich vor dich.

Wandle sie in Heimat: Herr, erbarme dich.