Predigt am 07. Feburar 2021

Eine große Volksmenge versammelte sich um Jesus und aus allen Orten strömten die Leute zu ihm. Da erzählte er ihnen ein Gleichnis: „Ein Bauer ging aufs Feld, um seine Saat auszusäen. Während er die Körner auswarf, fiel ein Teil davon auf den Weg. Die Körner wurden zertreten und die Vögel pickten sie auf. Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden. Die Körner gingen auf und vertrockneten sofort wieder, weil sie keine Feuchtigkeit hatten. Ein weiterer Teil fiel zwischen die Disteln. Die Disteln gingen mit auf und erstickten die junge Saat. Aber ein anderer Teil fiel auf guten Boden. Die Körner gingen auf und brachten sofort hundertfache Frucht.“ Als er das sagte, rief er: „Wer Ohren zum Hören hat, soll gut zuhören.“ (Lk.8, 4-8)

Liebe Gemeinde,

„Wer Ohren zum Hören hat, soll gut zuhören.“ Ich habe zwar Ohren zum Hören, aber gut zugehört habe ich vor kurzem nicht, als der wunderschöne Kater mit seinem dichten, weichen Fell vor der Eingangstür maunzte. Ich war dabei, diese Predigtblättchen in die Briefkästen zu werfen. Als der Kater mich kommen sah, überlegte er zuerst, ob er Reißaus nehmen sollte, aber dann fasste er Vertrauen und bat mich mit einem Maunzen ihn doch rein zu lassen. Ich vertröstete ihn und sagte, dass ich das nicht könne und fuhr weiter mit dem Rad, denn ich hatte es eilig. Dabei hätte ich für ihn klingeln können. In der unteren Wohnung stand gerade ein Fenster offen. Ich überlegte beim Fahren noch, ob ich nicht umkehren sollte. Hätte ich es nur getan! Und auf die Stimme dieses Geschöpfes Gottes gehört. In mir vernahm ich ziemlich deutlich Gottes Stimme, die sich offensichtlich auch für seine entzückenden Kreaturen einsetzt. Aber ich war zu beschäftigt, hatte nur meine Sachen im Kopf. Schade! Wirklich schade!

Ich denke, das ist wohl eine solcher Erfahrungen, die das Gleichnis Jesu beschreibt, dass es viele verpasste Gelegenheiten in unserem Leben gibt, in denen wir es versäumen, auf Gottes Stimme zu hören. Und dabei geht es, wenn Gott zu uns redet, immer um wesentliche Dinge. Wenn Gott zu uns redet, ist das alles andere als langweilig. Oft ist es beglückend – oft eine echt Hilfe und ein Ausweg aus der Not – und meistens eine Erweiterung meines eigenen Horizontes. Bei euch Katechumenen und Konfirmanden entdecke ich oft den Sinn für das Wesentliche. Wenn es um solche wesentlichen Dinge geht, dann seid ihr aufmerksam dabei. Deshalb vermute ich, dass Gott öfter zu euch spricht, als man es denken würde.

Jesus erklärt in seinem Gleichnis, warum uns so viele Worte Gottes verloren gehen:

 Er vergleicht Gottes Worte mit Samenkörnern, die ein Bauer ausstreut, und zwar nicht nur gezielt auf guten Boden, sondern er geht verschwenderisch mit diesem kostbaren Saatgut um. Das scheint mir übrigens oft Gottes Art zu sein. Vieles in seiner Schöpfung ist einfach überbordend, gewaltig, prächtig, atemberaubend. Er ist nicht sparsam oder knauserig, sondern verschwenderisch in seinem Tun. Weil Gott nun so verschwenderisch mit seinem Saatgut, mit seinem Wort umgeht, fällt einiges auf den Weg, wo die Vögel es auffressen. Vögel sind hier ein Bild für Gedanken, die im Kopf eines Menschen hin und her hüpfen. Wer ständig mit tausend Gedanken beschäftigt ist, ist letztlich unfähig, sich von Gott erfassen zu lassen. Oberflächlichkeit und ständige Betriebsamkeit verstellen das eigene Herz, so dass es nicht offen ist für Gottes Wort. Der Mensch lebt nicht selber, er wird gelebt.

Bei den anderen fällt das Wort auf felsigen Boden: Sie nehmen das Wort voll Freude auf. Es spricht sie an. Aber sie haben keinen Tiefgang. Sie können sich nicht im Wort Gottes verwurzeln. Sie besitzen keine Standfestigkeit. Sobald es Schwierigkeiten gibt, sobald sie nicht verstanden, ausgelacht oder deswegen angefeindet werden oder Nachteile in Kauf nehmen müssen, fallen sie um.

Unter die Disteln fällt das Wort bei denen, die durch ihre Sorgen, trügerischen Reichtum oder Überfluss bestimmt werden. Manche lassen sich von immer neuen Angeboten und Möglichkeiten bestimmen und ablenken, so dass sie gar nicht mehr zur Ruhe kommen. Gottes Wort ist gut, solange es einen nicht beim Bestreben nach den eigenen Zielen stört. Es wird nur geduldet, aber es hat nicht höchste Priorität.

Jesus möchte uns mit diesen drei negativen Beispielen warnen, das Wort Gottes nur oberflächlich aufzunehmen. Wir sollen es uns zu Herzen nehmen, dann fällt es auf guten Boden. Dann kann es aufgehen und reiche Frucht bringen – hundertfach! So überbordend und verschwenderisch wie Gott eben ist in seiner Art. Ich kann mir vorstellen, wenn ich auf das Maunzen des Katers gehört hätte und für ihn geklingelt hätte, erst einmal die Freude darüber geschenkt bekommen hätte, diesem Tier geholfen zu haben. Die Verständigung zwischen uns wäre geglückt – und hätte beglückt! Und vielleicht hätte sich auch ein nettes Gespräch mit der Bewohnerin des Hauses ergeben. Stattdessen hatte ich einige Minuten Zeit gewonnen – gewonnen? Ich bin überzeugt, ich habe vielmehr geschenkte Zeit verloren und den rechten Augenblick verpasst.

Wer sich für Gottes Wort öffnet und auf seine Stimme hört – und die ist auf vielfältige Weise zu hören, aber trifft stets unser Herz, der wird reich belohnt. Sein Leben wird fruchtbar, und zwar überbordend. Der kann mit seiner Zeit, seiner Zuwendung überschwänglich umgehen. Wer Gottes Wort aufnimmt, darf sich an der Fruchtbarkeit seines Lebens freuen.                                      

Amen.


Wenn Sie möchten, stimmen Sie mit ein in das Lied EG 452:

  1. Er weckt mich alle Morgen, er weckt mir selbst das Ohr.

Gott hält sich nicht verborgen, führt mir den Tag empor,

dass ich mit seinem Worte begrüß das neue Licht.

Schon an der Dämmrung Pforte ist er mir nah und spricht.

2. Er spricht wie an dem Tage, da er die Welt erschuf.

Da schweigen Angst und Klage; nichts gilt mehr als sein Ruf.

Das Wort der ewgen Treue, die Gott uns Menschen schwört,

erfahre ich aufs neue so, wie ein Jünger hört.

3. Er will, dass ich mich füge. Ich gehe nicht zurück.

Hab nur in ihm Genüge, in seinem Wort mein Glück.

Ich werde nicht zuschanden, wenn ich nur ihn vernehm.

Gott löst mich aus den Banden. Gott macht mich ihm genehm.


Mitteilungen: Solange der Lockdown besteht, finden keine Gottesdienste und andere Veranstaltungen in der Kirche statt.

Katechumenenunterricht findet donnerstags um 17.15 Uhr auf Skype statt.

Kollekte: Wer eine Kollekte geben möchte, kann sie in einen Umschlag legen und in den Briefkasten am Gemeindebüro werfen. Die Kollekte ist bestimmt für die Jugendarbeit unserer Gemeinde.


Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag,

Ihre Pfarrerin Ellen Wehrenbrecht