Ostersonntag Predigt 2021

Der Herr ist auferstanden!  Er ist wahrhaftig auferstanden!

Und als der Pharao nahe herankam, hoben die Israeliten ihre Augen auf, und siehe, die Ägypter zogen hinter ihnen her. Und sie fürchteten sich sehr und schrien zu dem Herrn und sprachen zu Mose: Waren nicht Gräber in Ägypten, dass du uns wegführen musstest, damit wir in der Wüste sterben? Warum hast du uns das angetan, dass du uns aus Ägypten geführt hast? Haben wir dir´s nicht schon in Ägypten gesagt: Lass uns in Ruhe, wir wollen den Ägyptern dienen? Es wäre besser für uns, den Ägyptern zu dienen, als in der Wüste zu sterben.

Da sprach Mose zum Volk: Fürchtet euch nicht, steht fest und seht zu, was für ein Heil der Herr heute an euch tun wird. Denn wie ihr die Ägypter heute seht, werdet ihr sie niemals wiedersehen. Der Herr wird für euch streiten und ihr werdet stille sein.                ( 2. Mose 14, 10-14)

Liebe Gemeinde,

warum wurde gerade dieser alttestamentliche Text am Ostersonntag ausgewählt? Weil es hier um einen unglaublichen Sieg Gottes für sein Volk Israel geht, so wie wir Ostern den unglaublichen Sieg Jesu über den Tod feiern. Der Pharao war mit seiner Streitmacht den Israeliten haushoch überlegen – Gott hat ihn dennoch besiegt. Und Christus hat den größten und letzten Feind der Menschen besiegt: den Tod. Der Herr wird für euch streiten und ihr werdet stille sein: Das galt und gilt im Jahr  1200 vor Christi Geburt , 30 nach Christi Geburt und 2021 nach Christi Geburt.

1200 v.Chr.

Endlich konnte das Volk Israel aufbrechen, das Land verlassen, in dem sie unterdrückt und geknechtet worden waren. Nachdem Gott zehn Plagen über die Ägypter hatte hereinbrechen lassen, war der Pharao am Ende bereit, das Volk ziehen zu lassen. Aber als er beobachtete, wie sie flohen, bereute er seinen Entschluss, denn sie hatten ihm als Sklaven gute Dienste geleistet. Und so jagte er ihnen nach mit seiner Streitmacht. Als die Israeliten dies bemerkten, erschraken sie und fürchteten sich sehr und bereuten, dass sie diesen Schritt in die Freiheit gewagt hatten. Sie schrien zu Gott und machten Mose die schwersten Vorwürfe: „Warum hast du uns das angetan? Haben wir dir´s nicht schon in Ägypten gesagt: Lass uns in Ruhe, wir wollen den Ägyptern dienen? Es ist besser für uns, den Ägyptern zu dienen als in der Wüste zu sterben!“ Ganz schön harte Worte. Sie wollten nicht kämpfen, der Weg durch die Wüste machte ihnen Angst. Lieber verzichteten sie auf ihre Freiheit. Hauptsache sie lebten in Sicherheit, hatten ein Dach über dem Kopf und genug zu essen. Aber Mose antwortete ihnen: „Der Herr wird für euch streiten und ihr werdet stille sein.“ 

Und Gott, der Herr, führte sein Volk trockenen Fußes durch das Rote Meer, aber über den Ägyptern ließ er die Fluten zusammenschlagen, dass sie allesamt ertranken. Gott hat die Feinde seines Volkes besiegt. Am Ende jubelte das Volk, sie sangen und tanzten. Sie gingen nun den Weg in die Freiheit, in ein neues Leben, aber in einer neuen festen Bindung an ihren Gott. Sie lernten, ihm zu vertrauen auf dem weiten und gefährlichen Weg durch die Wüste.

30 n.Chr.

Vergleichen Sie, liebe Gemeinde, den Weg Jesu, seinen Tod und die Auferstehung mit dieser Geschichte. Als man Jesus ans Kreuz schlug, da schien die Stärke seiner Gegner übermächtig zu sein, scheinbar war er am Ende, sein Leben verloren, alles vergeblich. Seine Jünger waren geflohen vor Angst, Entsetzen und Zweifeln. Vielleicht zweifelten sie an ihrem Herrn und seinen Worten. Hätte man nicht lieber den Mund halten sollen, als es auf eine Auseinandersetzung mit den Oberen ankommen zu lassen? Was bringt die Freiheit im Denken und Reden, wenn man solche grausamen Folgen ertragen muss? Schweigen und Stille. Seine Freunde und Jünger konnten nichts mehr für ihn tun. Aber dann am dritten Tag hat Gott ihn von den Toten auferweckt. „Der Herr wird für euch streiten und ihr werdet stille sein.“ Der Preis war hoch. Jesus hat sein Leben hingegeben im Vertrauen auf Gott. Aber er hatte selbst gesagt: „wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird´s finden.“ (Mt.10,39) Am Ende hat er das Leben gewonnen und die Freiheit. Die Freiheit von der Macht des Todes und der Sünde. Gott hat ihm diesen Sieg geschenkt. Und als die Jünger ihren Herrn wiedersahen, wichen ihre Ängste und Zweifel der Freude über diesen unfassbaren Sieg und sie bekannten: Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden! Nichts war oder ist vergeblich.

2021 n.Chr.

Wo stehen wir auf dem Weg in ein neues Leben, auf dem Weg in die Zukunft, auf dem Weg durch die Krisen? Ist mein Herz mit seiner Angst, Ungeduld, seinen Zweifeln auch eine mächtige Bastion des Widerstandes gegen die göttlichen Siege? Sind wir auch Knechte des Wohlstandes geworden? Brauchen wir unsere Sicherheiten, auch wenn wir auf Kosten anderer leben, anderer Menschen, anderer Lebewesen? Geraten wir in Panik, Verzweiflung oder Wut, wenn Gewohnheiten im Alltag wegbrechen? Dann sollten wir auch diese Zusage hören: „Der Herr wird für euch streiten und ihr werdet stille sein.“  Der Sieg Gottes über den Tod und alle todbringenden Mächte steht über unserem Leben wie ein großes unerschütter-liches Ja. Und dieses Ja Gottes steht nicht am Anfang unseres Fortschrittes, sondern am Ende unserer Weisheit und Kraft. Beim Kreuz Jesu steht es. Dort wurde der Sieg errungen. An ihm hängt nun auch unser Schicksal, nicht an dem, was einer von uns fertigbringt. Wenn wir ihm doch vertrauen könnten! Wenn wir es wagten, mit ihm den Weg in die Freiheit zu gehen und den Mut aufbringen würden, alles, was uns daran hindert und gefangen hält, loszulassen! Seine Verheißung gilt auch uns: „Wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es gewinnen.“ Unser Herr lebt und wir sollen auch leben – hier und jetzt und auch nach dem Tod mit Ihm und in Ihm. Wir haben eine Zukunft, unser Weg führt in die Freiheit und ins Leben.     Amen.

Mögen Sie einstimmen in das Osterlied: EG 116, 1

  1. Er ist erstanden, Halleluja! Freut euch und singet, Halleluja!

Denn unser Heiland hat triumphiert, all seine Feind gefangen er führt.

Lasst uns lobsingen vor unserem Gott, der uns erlöst hat vom ewigen Tod.

Sünd ist vergeben, Halleluja! Jesus bringt Leben, Halleluja!

Die Predigt ist auch zu hören unter der Tel.nr.:  06441/445715.

Angesichts der aktuellen Coronalage finden leider weiterhin keine Gottesdienste in der Kirche statt, auch der Osterspaziergang zum Simberg fällt aus. Aber am Ostersonntag ist die Kirche von 9.30 -11.00 zum stillen Gebet geöffnet.

Katechumenenunterricht findet nach den Ferien wieder statt.

Kollekte: Wer eine Kollekte geben möchte, kann sie in einen Umschlag legen und in den Briefkasten am Gemeindebüro werfen. Sie ist bestimmt für Tikato.

Ich wünsche Ihnen ein frohes und gesegnetes Osterfest!

Ihre Pfarrerin Ellen Wehrenbrecht