Auszeitandacht am 29. April

Liebe Auszeit-Menschen!

Heute bin ich an einem Gebet hängengeblieben, das in den Losungen steht:

„Herr, ich bin ein fauler Esel, darum komme ich zu dir, damit du mir hilfst und mein Herz anzündest.“

So betet doch tatsächlich Martin Luther!

Das hätte ich nicht gedacht – von der deftigen Sprache her vielleicht schon, aber nicht vom Inhalt. Martin Luther und faul?

Das tröstet mich. Wie oft bin ich abends unzufrieden mit dem, was ich geschafft – oder eher nicht geschafft habe (wie z.B. diese Auszeit-Andacht zu schreiben). Und dann bin ich am nächsten Morgen auch wieder unzufrieden, weil das Unerledigte ja gleich wieder ganz oben auf der To-do-Liste erscheint. Schlechter Start in den Tag …

Martin Luther wählt einen anderen Weg. Er hält sich nicht bei seiner „Faulheit“ auf, sondern bringt sich so zu Gott. Vielleicht sogar mit einem Lächeln auf den Lippen: „so bin ich eben; so ist es gerade“. Er bleibt nicht bei sich und seiner Unzufriedenheit sitzen, sondern „dockt“ woanders an – bei Gott, bei der Schöpfungskraft selbst!

„… damit du mir hilfst…“, betet er weiter. „Mach doch bitte, dass…“ – dieses Gebet kenne ich auch. Gott soll doch bitteschön das tun, was ich nicht kann (oder will). Gott soll den Nachbarn freundlicher, die Hungernden satt und den Virus schwächer machen. Gott soll… – für ihn habe ich eine sehr lange To-do-Liste!

Doch Martin Luther betet anders: „… damit du mir hilfst und mein Herz anzündest.“ Ja, Gott soll handeln – aber in erster Linie an ihm selbst! Er will wieder „angesteckt“ werden – vielleicht mit Lebensfreude, mit Mut, mit Ideen, mit Hoffnung, mit langem Atem, mit Leichtigkeit, mit Tatkraft, mit Güte, mit Klarheit…

Sein Herz soll wieder pochen und hüpfen; es soll wieder spürbar werden. Das wünscht er sich – das erbittet er sich.

„Steck mich an!“ – das ist anders als „Mach doch bitte…“. Wenn ich so meinen Tag beginne, erlaube ich Gott, an mir zu handeln. Wenn ich so meinen Tag beginne, achte ich auf mein Herz. Wenn ich so meinen Tag beginne, warte ich auf das „Brennen“.

Wenn ich so meinen Tag lebe, geht es nicht (mehr) um das Abhaken der To-do-Liste, sondern um das Leben selbst. Um das lebendig sein und bleiben, um das „andere mit  Leben anstecken“. Und dann kann ich abends zufrieden sein, auch wenn vieles unerledigt blieb. Diese Aussicht gefällt mir.

„Steck mein Herz an!“ – vielleicht wird das mein neues Morgengebet. Ihres auch?!

Mit herzlichen Grüßen                                        Inge Lehrbach-Bähr

Gott,

du bist die Kraft,

die das Leben erschafft,

im Verborgenen lässt du es wachsen

auf leise, unbeirrbare Weise.

Wir bitten dich:

Entfalte, was in uns steckt.

Gib uns Augen, die Freundschaft pflanzen,

Hände, die Liebe säen,

Füße, die einen Weg zum Frieden spuren.

Nimm die Ungeduld von uns,

wenn wir meinen,

es müsse schneller gehen.

Schick das Verzagen fort,

das uns befürchten lässt,

es werde nichts reifen.

Gieß deinen Segen aus,

lass durch uns

dein Reich wachsen

mitten in der Welt.

(Tina Willms)