Auszeitandacht 18. November

Liebe Auszeit-Menschen!

Kindertränen kommen plötzlich und heftig. Ein Anstoßen, ein Sturz, ein Kratzer und sofort kullern die Tränen aus den Augen. Weinen und Schluchzen sind so schlimm, als wäre das Leben bedroht. Umso erstaunlicher ist es, das schon eine kleine liebevolle Umarmung hilft, den Schmerz zu lindern. Ganz schnell ist alles wieder gut. Schade, dass wir Erwachsene so anders ticken als Kinder. Wir schreien den Schmerz nicht hinaus und lassen uns nicht so leicht trösten. Oder es gibt niemanden, der einen mal in den Arm nimmt.

Im Monatsspruch für November heißt es beim Propheten Jeremia: Gott spricht: Sie werden weinend kommen, aber ich will sie trösten und leiten. (Jer. 31,9)

Jeremia spricht zu Menschen, die Trost wirklich nötig haben. Sie sind verschleppt worden und müssen nun im Exil leben. Alles ist anders. Alles ist fremd. Sie sind heimatlos, zukunftslos, schutzlos und fühlen sich von Gott und der Welt verlassen.

Auch wir erleben immer wieder einmal Situationen, denen wir ohnmächtig gegenüber stehen, die einfach über uns hereinbrechen. Situationen, die uns abschneiden von Vertrautem und uns unsicher, hilflos und allein zurücklassen.

Wenn doch jemand da wäre, der einen einfach in den Arm nimmt, tröstet und wieder Halt gibt – wie sehr sehnen wir uns gerade jetzt danach!

Solchen Trost, solchen Halt schenkt der lebendige Gott, sagt Jeremia.

Wie?

Indem wir unser Herz ausschütten bei ihm. Gott und uns zeigen, wie es uns wirklich geht. Schmerz, Verlust und Schaden spüren und benennen. Weinen. Das Schwere mit den Tränen fließen lassen. Leer werden. Und dann mit dem letzten Schluchzer empfänglich werden für seinen Trost:

Ein Frieden, der sich im Herzen ausbreitet. Eine Erleichterung, die ich spüre. Einen Entschluss, den ich fasse. Ein Lächeln, das sich einstellt. Ein Wort, das mich hält. Ein Liedvers, der mitgeht.

Ein Sonnenstrahl, der mich erreicht. Ein Windhauch, der mich berührt. Ein Segen, der mich ummantelt.

Weinen und Trost sind für mich die beiden Seiten des Buß- und Bettags, den wir heute feiern. Weinen über alles Zerbrochene, Verpasste, Versagte – es Gott hin halten und seinen Zuspruch erfahren. Abladen und neu anfangen. Loslassen und begleitet werden beim nächsten Schritt.

Gott spricht: Sie werden weinend kommen, aber ich will sie trösten und leiten.

Diesem Gott will ich heute vertrauen. Sie auch?

Mit einem herzlichen Gruß!

Inge Lehrbach-Bähr

„Zweifel aussprechen

Mein verletztes Vertrauen

bringe ich Dir,

meine Zweifel,

die mich quälen.

Schutz und Geborgenheit

suche ich

und finde sie nicht.

Bist du da, Gott?

Bist du wirklich da?

Gib dich zu erkennen.

Umarme mich,

damit ich weitergehen kann.“

(Antje Sabine Naegeli)