Auszeit-Andacht 20. Januar

Netzwerk der Liebe Gottes

Liebe Auszeit- Menschen,

das Baby ist da! Die Familie hat sich darauf vorbereitet. Doch jetzt, da es geboren ist, ist trotzdem alles anders. Da meldet sich eine große Stimme aus einem kleinen Körper. Wie ein Befehl, dem niemand widerstehen kann. Es gibt alle Hände voll zu tun. Der ganze Alltag wird umgekrempelt. Die Nächte erst recht. Gut, dass die Familie da ist. Ein Netz, das trägt. Buchstäblich: „Darf ich es mal halten?“  Das fragen Tanten, die Oma und nach etwas Zögern auch der Opa. Da wird gelächelt – und ein Wunder! – das Kleine lächelt zurück. Einfach so.

Von Anfang an leben wir in einem Netzwerk. Wir halten und werden gehalten. Wir teilen uns mit und machen nach, was wir sehen und hören. Von Anfang an. „Aus dem Munde der jungen Kinder hast du eine Macht zugerichtet ….“ ( Psalm 8,3) heißt es in den Psalmen. Und das stimmt. Wenn ein Baby schreit, wer kann da weghören? Und wenn ein Baby das erste Mal lächelt, wird das gepostet und herumgezeigt, und alle sollen es sehen. Ein neuer Mensch. Er macht Erwachsene zu Eltern, Kinder zu Schwestern und Brüdern. Er macht uns zu Mitmenschen. Ein neuer Mensch macht etwas mit uns. Macht etwas aus uns. Wie viele Menschen wird dieses Leben berühren? Das weiß Gott allein.

Einer wurde in einem Stall geboren. Er hat die Welt bewegt. Wird sozusagen zum „Star“. Ein großer Stern am Himmel. In klaren Nächten sind da so viele Sterne, dass wir die einzelnen kaum noch unterscheiden können. Doch manche leuchten heraus. Sie bilden Figuren, die sich einprägen. Sie zeigen Menschen den Weg. Wie der Polarstern. Und es gibt aufregende Ausnahmen wie den Stern über Bethlehem. Das Kind ist geboren. Es ist ein Wunder, das vor unseren Augen die Welt verändert. Von diesem Kind wird gesagt: „Es war das Licht der Welt …. wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ ( Joh. 1, 9-14)  Jesus.

Auf dem Titelbild sehen Sie ein Kirchenfenster aus der Ev. Martinskirche in Karben – Petterweil, nicht weit von uns entfernt: „Stern von Bethlehem“ gestaltet von Günter Grohs. Das Fenster ist aus vielen Einzelscheiben zusammengesetzt. Ein Netz aus Bleiruten hält es zusammen. Von einem Punkt oben links breitet sich das Netz aus. Wie ein Stern leuchtet es an dieser Stelle. Die Linien des Netzes sind Strahlen, die von diesem Stern ausgehen. Ganz unten deutet sich eine Landschaft an. Gras und Hügel. Unsere Welt. Das Netzwerk, die Strahlen verbinden alles mit dem Stern.

Der Punkt, der alles zusammenhält, der wie ein Stern erscheint, von dem ist der Heiligen Schrift so die Rede: „Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen.“ Tatsächlich breitet das Licht seine Strahlen über die Welt aus. Jedes Stück ist ein Teil davon, aber alle gehören zusammen, bilden zusammen ein Ganzes.

Im Evangelium heißt es weiter: „Wie viele Ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden.“ ( Joh. 1, 12 ). So ist ein Netzwerk entstanden. Die Gemeinschaft der Gläubigen. Eine Kirche aus vielen Kirchen. In allen Jahrhunderten seitdem muss jede Kirche neu sehen lernen. Selbst entscheiden zwischen Dunkelheit und Licht. Selbst danach schauen, was Sinn macht. Das Netz in diesem Bild erscheint an einigen Stellen brüchig, fast so als wäre die ganze Scheibe zerbrochen. Vielleicht kann man darin unsere Brüchigkeit sehen. Aber so ist das Leben und so sind unsere Netzwerke. Und gleichzeitig ist es ein Leben, das Gottes Licht durchlässt.

Das Netz, die Strahlen in diesem Bild, sie erscheinen wie ein Ausschnitt aus einem größeren Ganzen, als wenn sich das Bild eigentlich über das Fenster hinaus fortsetzen wollte. Immer weiter, immer größer. An einem kleinen Punkt oben links hat es angefangen. Da, wo sich alles zu einem Stern verdichtet. Ein kleiner Punkt in der Geschichte. Ein Punkt auf der Landkarte: Bethlehem. Dort ist das Kind geboren. Unser neues Leben. Denn es strahlt aus bis zu uns. Es macht uns zu seinem Netzwerk. Zuerst die kleine Familie im Stall, dann die Fremden in der Herberge. Und dann immer weiter. Miteinander erkennen wir Gottes Geheimnis, das die Welt durchdringt, durchstrahlt. Und heute gehören wir zu diesem Netzwerk der Liebe.

Uns ist ein Kind geboren und es ist ein Wunder vor unseren Augen!

EG 74

  1. Du Morgenstern, du Licht vom Licht,

das durch die Finsternisse bricht,

du gingst vor aller Zeiten Lauf

in unerschaffner Klarheit auf.

2. Du Lebensquell, wir danken dir,

auf dich, Lebend`ger, hoffen wir;

denn du durchdrangst des Todes Nacht,

hast Sieg und Leben uns gebracht.

3. Du ewge Wahrheit, Gottes Bild,

der du den Vater uns enthüllt,

du kamst herab ins Erdental

mit deiner Gotterkenntnis Strahl.

4. Bleib bei uns, Herr, verlass uns nicht,

führ uns durch Finsternis zum Licht,

bleib auch am Abend dieser Welt

als Hilf und Hort uns zugestellt.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag!

Ihre Pfarrerin Ellen Wehrenbrecht