Predigt für Sonntag, den 29. März

von Ellen Wehrenbrecht

Liebe Gemeinde, liebe Konfirmanden,

dies ist schon der dritte Sonntag, an dem wir uns nicht treffen können, um gemeinsam Gottesdienst zu feiern. Und manchen fällt vielleicht schon „die Decke auf den Kopf“. Ich kann mir vorstellen, dass gerade Euch Konfirmanden die Langeweile plagt, dass es öde ist, sich nicht mit anderen treffen zu können und vielleicht vermisst Ihr jetzt auch die Schule, die Lehrer, vielleicht auch den Konfi-Unterricht und die Gottesdienste. Man muss sich sinnvolle Beschäftigungen suchen. Ihr habt Zeit zum Lernen. Ich bin jedenfalls froh, dass wir die Konfirmandenfreizeit noch durchführen konnten und die Zeit da oben in Rodenroth ein stückweit abseits der Coronakrise erleben konnten.

Denkt Ihr/denken Sie in diesen Tagen manchmal an die Zukunft? Da ist vieles im Augenblick ungewiss, auch ob die Konfirmation im Mai stattfinden kann. Darüber werden wir in den nächsten Tagen entscheiden. Die Konfirmation ist die nahe Zukunft. Wir können aber auch einen Blick auf die weitere Zukunft werfen und größere Zusammenhänge sehen und dann mag sich manches relativieren. Davon spricht unser Predigttext aus dem Hebräerbrief 13, 12-14:

Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor. So lasst uns nun zu ihm hinausgehen vor das Lager und seine Schmach tragen. Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.

„Wir haben hier keine bleibende Stadt“ – das bedeutet, dass wir nicht damit rechnen können, dass alles so bleibt, wie es ist oder wie wir es geplant oder gedacht haben. Genau das erleben wir zur Zeit, dass sich unser Alltag von heute auf morgen völlig verändert hat, dass vieles zusammenbricht, so dass einem angst und bange wird. Viele Menschenleben und Existenzen sind bedroht. Mancher gerät in eine Zwickmühle, weil er weiß, wie wichtig menschliche Nähe ist, aber sie nicht geben darf. Wie lange kann einer die Isolation und Einsamkeit ertragen? Wir hoffen alle, dass diese Zeit bald vorbei ist und wir das durchhalten können. Wir beten darum, wir suchen Halt und Zuversicht im Gebet vor Gott. Wir vertrauen darauf, dass Er unser Gebet erhört.

Der Hebräerbrief sagt: „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ Darin klingt nicht nur das Wissen um die schmerzliche Lebenserfahrung an, dass hier für uns nichts von Dauer ist, dass wir loslassen und bereit zum Aufbruch sein müssen, sondern auch die positive, starke Lebenseinstellung, dass wir von uns selbst ja dazu bereit sind aufzubrechen und eine bessere Zukunft zu suchen. Es gibt eine Zukunft, es gibt auch eine bessere Zukunft, nach der es sich lohnt zu suchen. Wir Älteren wären froh, wenn Ihr Jüngeren nach dieser besseren Zukunft sucht; und wir gehen mit und helfen mit, solange es uns möglich ist. Wir wären froh, wenn Ihr das Alte, was uns lieb und wertvoll ist, bewahrt und achtet:  Kunst, Musik, Kultur, Literatur und Sprache, den Glauben an Gott, das Vertrauen in Gottes Wort und vieles mehr. Was wäre denn eine bessere Zukunft?

Eine, in der sich nicht alles um das Geld dreht.

Eine, in der die Umwelt geschützt und nicht nur ausgebeutet wird.

Eine, in der man Rücksicht aufeinander nimmt und Freude hat an einer fröhlichen und herzlichen Gemeinschaft.

Eine, in der man dem Konsum, dem Globalismus und Individualismus notwendige Grenzen setzt.

In einem Lied heißt es: „Der Himmel, der kommt, das ist die fröhliche Stadt und der Gott mit dem Antlitz des Menschen.“ ( EG 153, 4)

Gott hält die Welt, Gott hält uns in seiner Hand. Er verspricht uns: Es gibt immer eine Zukunft, sogar über den Tod hinaus. Das mag uns dazu ermutigen, in einer Krise und aus einer Krise heraus, eine neue bessere Zukunft zu suchen. Wir bauen gemeinsam daran an jedem Tag, der uns hier geschenkt wird. Amen

Ich lade Sie/Euch ein zu singen und zu beten EG 97, 2+3

Wollen wir Gott bitten, dass auf unserer Fahrt. Friede unsere Herzen und die Welt bewahrt. Kyrie eleison, sieh, wohin wir gehen. Ruf uns aus den Toten, lass uns auferstehn.

Denn die Erde klagt uns an bei Tag und Nacht. Doch der Himmel sagt uns: Alles ist vollbracht! Kyrie eleison, sieh, wohin wir gehen. Ruf uns aus den Toten, lass uns auferstehn.

„Bittet, so wird euch gegeben“, sagt Jesus; deshalb beten wir, dass wir die Einschränkungen aushalten, dass wir die Coronakrise in den Griff bekommen, dass wir zusammenhalten. Wir bitten für die Menschen, deren Leben und Existenz bedroht ist und für die Menschen in Italien, Spanien, in den Flüchtlingslagern…