Predigt am 30. November – 1. Advent

Liebe Gemeinde,

als Predigttext habe ich Worte aus der Offenbarung des Johannes ausgewählt:

Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt, euch dies zu bezeugen für die Gemeinden. Ich bin die Wurzel und das Geschlecht Davids, der helle Morgenstern. Und der Geist und die Braut sprechen: Komm! Und wer es hört, der spreche: Komm! Und wen dürstet, der komme; wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst.

Es spricht, der dies bezeugt: Ja, ich komme bald. – Amen, komm, Herr Jesus!

Die Gnade des Herrn Jesus sei mit allen!                 ( Offenbarung 22, 16+17,20+21)

Dieses sind die letzten Worte der Heiligen Schrift. Es sind kraftvolle Worte und es ist kein Zufall, dass dies am Ende steht: „Ja, ich komme bald. Amen, ja, komm Herr Jesus.“ Eine Zusage und eine Bitte. „Maranatha – er kommt bald“, das haben die ersten Christen einander zugesagt am Ende des Gottesdienstes. Das war ein Teil ihrer Liturgie. Auf dessen Kommen die Gemeinde hofft, ist ihr Bräutigam. Die Gemeinde ist die Braut Jesu. Sie ist die über alles Geliebte. Jesus wird kommen und sie in seine Arme schließen. Er wird ihre Tränen trocknen und alles, alles wieder gut machen. Es wird eine Hochzeit geben, ein Freudenfest. Die Gemeinden, an die der Seher Johannes seine Offenbarung richtet, kannten Tränen und Leid zur Genüge. Sie waren unterdrückt und verfolgt worden. Aber auch heute ist das nicht anders, auch wir kennen, obwohl wir hier als Christen nicht verfolgt und unterdrückt werden, Tränen und Leid, die sich wohl unter jedem Dach einfinden. Kaum einer geht immer leicht durchs Leben. Uns allen wird Geduld abverlangt. Wir brauchen Kraft und Trost für einen weiten Weg.

Da ist es ein wunderschöner Gedanke, dass Jesus für uns, für seine Kirche, wie ein Bräutigam ist, der uns über alles liebt, der uns erwählt hat, der felsenfest an unserer Seite steht. Er weiß, was unser Herz bewegt. Er hält zu uns, er verlässt uns nicht. Und er sorgt für Gerechtigkeit. Am Ende werden die Tränen getrocknet und in Freudentränen verwandelt. Das Leben siegt über den Tod. Die sich lange nach Leben gesehnt haben, die danach gedürstet haben, die so lange verzichten mussten, die werden das Wasser des Lebens trinken, und zwar umsonst. Es wird uns geschenkt – so, wie die Liebe immer ein Geschenk ist, das man sich nicht verdienen oder erarbeiten kann.

Und am Ende werden wir aus der Finsternis heraustreten in das Licht, wie man nach einer langen Nacht das Licht des Morgens, des neuen Tages sieht. Manchmal sieht man in der Frühe den Morgenstern am Himmel und weiß: Ja, er ist da! Er leuchtet ja doch in dieser Welt! Jesus ist der helle Morgenstern, der lange angekündigt war. Schon im Alten Testament wussten die Menschen von der Verheißung: „Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen“ ( 4. Mose 24,17). Johannes verkündigt in seiner Offenbarung ein Evangelium des Lichts. Jesus gibt nicht nur das Licht, sondern er ist das Licht, der helle Morgenstern. Er ist Geber und Gabe in einem.

Wir feiern nun den ersten Advent und zünden das erste Licht am Adventskranz an als Zeichen dafür, dass wir auf das baldige Kommen unseres Herrn warten, dass dieser helle Morgenstern auch unser Leben erleuchtet und bescheint und auch unserem Leben Glanz verleiht. Er ist ja in dieser Welt, er lebt in seiner Gemeinde, in den Menschen, die wie er ihr Leben verschenken und Geduld und Liebe üben.

Amen, ja, komm, Herr Jesus, auch in mein Leben zu meiner Freude und zu meinem Trost!

                                                                          Ihre Pfarrerin Ellen Wehrenbrecht

Wie schön leuchtet der Morgenstern

voll Gnad und Wahrheit von dem Herrn, die süße Wurzel Jesse.

Du Sohn Davids aus Jakobs Stamm,

mein König und mein Bräutigam, hast mir mein Herz besessen;

lieblich, freundlich, schön und herrlich, groß und ehrlich,

reich an Gaben, hoch und sehr prächtig erhaben.

Herr Gott Vater, mein starker Held,

du hast mich ewig vor der Welt in deinem Sohn geliebet.

Dein Sohn hat mich ihm selbst vertraut,

er ist mein Schatz, ich seine Braut, drum mich auch nichts betrübet.

Eia, eia, himmlisch Leben wird er geben

mir dort oben; ewig soll mein Herz ihn loben.

EG 70, 1+5

Wichtige Mitteilung: Die nächste Auszeitandacht am Mi., den 2. Dez. und den nächsten Gottesdienst am Sonntag, den 2. Advent, feiern wir wieder in der Kirche!