Er spricht, der dies bezeugt: Ja, ich komme bald. –
Amen, ja, komm, Herr Jesus!
Die Gnade des Herrn Jesus sei mit allen!
Offenbarung 22, 20+21
Liebe Auszeit- Menschen!
Unser Herr Jesus kündigt sein Kommen an. Bald wird er kommen. Sind wir bereit dafür, dass wir antworten können: „Ja, komm, Herr Jesus!“? Sind wir wach und aufmerksam, dass wir sein Kommen bemerken? Ist unser Herz und Verstand bereit, sich auf gute Wege leiten zu lassen – zu Geduld und Liebe und Vergebung, wie es im Lukasevangelium heißt: „… und lenke unsere Füße auf den Weg des Friedens.“? Oder gibt es Dinge, die wir nicht aussprechen und loslassen können, die uns gekränkt und verletzt haben? Prüfen wir, wohin uns Jesus leiten will!
Unser Herr Jesus kommt zu uns. Ich glaube, Gott sendet uns Zeichen für sein Kommen, z.B. wenn die graue Wolkendecke aufreißt und die Sonnenstrahlen hindurchbrechen, wenn das Licht die Erde berührt und keinen Unterschied macht, auf wen es fällt. Ich erkenne in den farbenprächtigen Blättern des Herbstes ein Zeichen für die Vielfalt und Farbigkeit des Lebens und in den Christrosen, die jetzt in manchen Gärten aufgeblüht sind, ein Zeichen, dass das Leben siegt. Es ist stärker als der Tod.
Und oft begegnet uns Jesus in anderen Menschen und kommt uns nahe. Das Ist Gnade. In „Gnade“ verbirgt sich das alte Wort „genahen“- „nahe kommen“. Von solch einer Nähe erzählt diese Geschichte:
Zu meiner italienischen Friseurin, Maria, gehe ich schon seit ewigen Zeiten. Ich nenne sie Maria, weil ihr Nachname so kompliziert auszusprechen ist. Daher hat sie bei meinem ersten Besuch in ihrem Salon vorgeschlagen, dass ich sie einfach beim Vornamen nennen soll.
Maria und ich wissen genug voneinander, um jederzeit in einen kleinen Austausch treten zu können. Wir reden über ihre Kinder und meine Kinder, über ihre Heimat an der Mittelmeerküste und über meine Heimat an der Nordsee in der Nähe von Cuxhaven. Wir reden über ihre Schwester, die in Rom wohnt, und über meine Schwester, die in Hamburg lebt und arbeitet. Aber wir müssen auch nicht reden. Sie bittet mich mit einer einladenden Handbewegung auf ihren Sessel, wäscht mir die Haare und legt los. Schnipp, schnapp. Oft schließe ich derweil die Augen und lasse die Gedanken laufen. Maria ist dann ganz leise. Fast habe ich das Gefühl, sie schneidet extra behutsam. Ab und zu tritt sie zurück und betrachtet ihr Werk. Diese Pausen stören mich nicht. Ich kenne das ja und denke einfach weiter.
Bis mir neulich die Pause einen Tick zu lang vorkam und ich die Augen öffnete. Mir ging gerad so vieles durch den Kopf. Die Last des Lebens hatte sich auf meine Seele gelegt und bedrückte mich. Wie wird es nur weitergehen? Ich machte mir Sorgen, die man nicht einfach so erzählt. Jedenfalls nicht im Frisiersessel. Sorgen, die man hinter Stirn und Augenlidern verborgen halten kann – wie ich glaubte. Maria stand an den Spiegel gelehnt, hatte die Schere sinken lassen und schaute mich an – freundlich, fast ein wenig liebevoll. Sie muss an meinem Gesicht abgelesen haben, dass ich Zuspruch brauchte. Und sie gab ihn mir: „Keine Sorge!“, sagte sie. „Alles wird gut.“ Es war ein Segen.
Und ich erinnerte mich an den Spruch auf meiner Fensterbank von Václav Havel: „Hoffnung ist nicht der Glaube daran, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn macht, egal wie es ausgeht.“
Die Gnade des Herrn Jesus sei mit allen! Amen.
Ihre Pfarrerin Ellen Wehrenbrecht
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Herr Jesus Christus,
segne du meine Tage
und wecke in mir zu jeder Zeit neu
die wachsame Erwartung deines Kommens,
damit ich mit allen Sinnen
ausgerichtet bleibe auf DICH.
Segne du meine Tage,
damit ich achtsam bleibe für deine Gegenwart
und bei aller Geschäftigkeit der Vorbereitung
auf das Fest deiner Menschwerdung
nicht vergesse,
mich selbst zu bereiten für die Begegnung mit DIR.
Segne du meine Tage,
damit ich offen bleibe für deinen Ruf
und bei all den vielen Terminen,
die mir mein Kalender diktieren will,
nicht überhöre,
wenn DU hier und heute ankommen willst bei mir.
Amen
(Gebet von Hannelore Bares)