Auszeitandacht 06. Januar 2021

Damals lebte in Jerusalem ein Mann, der Simeon hieß. Er hielt Gottes Gebote und vertraute ganz auf ihn. So wartete er auf den Retter, den Gott seinem Volk Israel schickt. Der Heilige Geist leitete ihn. Und durch den Heiligen Geist hatte Gott ihn wissen lassen: „Du wirst nicht sterben, bevor du den Christus des Herrn gesehen hast.“ Jetzt drängte ihn der Heilige Geist, in den Tempel zu gehen. Gerade brachten auch die Eltern das Kind Jesus dorthin. Sie wollten die Vorschriften erfüllen, die im Gesetz für das Kind vorgesehen sind.

Simeon nahm das Kind auf den Arm. Er lobte Gott und sagte: „Herr, jetzt kann dein Diener in Frieden sterben, wie du es versprochen hast. Denn mit eigenen Augen habe ich gesehen: Von dir kommt die Rettung. Alle Völker sollen sie sehen – ein Licht, das für die Heiden leuchtet und deine Herrlichkeit aufscheinen lässt über deinem Volk Israel.“

Es war auch eine Prophetin im Tempel. Sie hieß Hanna und war eine Tochter aus dem Stamm Ascher. Sie war schon sehr alt. Nach ihrer Hochzeit war sie sieben Jahre mit ihrem Mann verheiratet. Seitdem war sie Witwe und nun 84 Jahre alt. Sie verließ den Tempel nicht mehr und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten. Jetzt kam sie dazu und lobte Gott. Dann erzählte sie allen von dem Kind, die auf die Rettung Jerusalems warteten.

                                                                              Lukas 2, 25-32, 36-38

Liebe Auszeit- Menschen,

von Simeon wird erzählt, dass er auf den Trost Israels wartete. Darüber war er ein alter Mann geworden, der wahrscheinlich vieles gesehen und erlebt hatte, Schönes und auch Schweres. Bei manchen Dingen, die man ertragen muss, sehnt man sich nach Trost und Verständnis, nach einem Menschen, der an meiner Seite steht.

Rembrandt fängt in seinem Bild diesen Augenblick ein, in dem der alte Mann das Christuskind auf seinen steifen Armen hält. Es scheint, als traute er sich nicht, es festzuhalten, als hätte er Angst, ihm weh zu tun. Im Hintergrund steht die Prophetin Hanna. Sie hatte ihren Mann früh verloren und musste als Witwe leben, das bedeutete, sie führte ein einfaches und bescheidenes Leben. Von ihr wird erzählt, dass sie Gott diente mit Fasten und Beten. Simeon und Hanna schauen nun dieses kleine Kind an. Licht geht von diesem Kind aus und trifft auch die Gesichter der beiden alten Menschen. Und Simeon sagt: „Herr, jetzt kann dein Diener in Frieden sterben, …. Denn mit eigenen Augen habe ich gesehen: Von dir kommt die Rettung.“

„Simeons Lobgesang“ ist ein unvollendetes Gemälde, das Rembrandt 1669, im letzten Jahr seines Lebens, begann und er selbst fand in diesem Christuskind wohl den Trost für sein Leben, das auch von Armut und dem Verlust lieber Menschen gezeichnet war.

Worauf warten wir in unserem Leben?

Auch auf Trost – auf etwas, auf jemanden, der Licht und Freude und Lachen in unser Leben bringt?

Ich weiß, dass viele von uns darauf warten, dass die belastenden Einschränkungen durch die Pandemie endlich aufgehoben werden können, dass wir einander wieder ohne Abstand und Angst begegnen können, dass wir auch wieder Menschen im Krankenhaus und in Pflegeheimen besuchen und begleiten können.

Ich selbst musste zwei Wochen über Weihnachten in Quarantäne gehen. Zum Glück habe ich Corona gut überstanden, aber das Alleinsein war nicht leicht und der Schrecken darüber bleibt, wie schnell es einen treffen kann, obwohl man sich in Acht genommen hat.

Trost, Licht, Freude und ein Lachen – das können wir einander schenken, wenn wir uns begegnen. Das können wir finden, wenn wir mit Simeon und Hanna – und mit dem Maler Rembrandt auf das Christuskind blicken.

In Jesus Christus zeigt uns Gott, dass er uns tröstet in allem Leid, dass er uns führt und trägt in allem Schweren, dass  er uns mit diesem Kind alles schenken will: das Leben in seiner ganzen Fülle.    Amen.

                                               Ihre Pfarrerin Ellen Wehrenbrecht 

Psalm 73:

Dennoch bleibe ich stets an dir;   

denn du hältst mich bei meiner rechten Hand,

du leitest mich nach deinem Rat

und nimmst mich am Ende mit Ehren an.

Wenn ich nur dich habe,

so frage ich nichts nach Himmel und Erde.

Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet,

so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost

und mein Teil.

Aber das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte

und meine Zuversicht setze auf Gott den Herrn, dass ich verkündige all dein Tun.